Sommer | Erwartungen | Angst
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Eh egal. Endlos schlafen, fernsehen, am Handy spielen, Chips essen …
Täglich wird es später am Abend und später am Morgen ...
Fad ist es, alle sind unzufrieden, die Eltern gestresst ...
Ein Teufelskreis.
Lethargie macht sich breit.
Der Sommer verrinnt …
Bei Sarah, Bernd und ihren Kindern gestaltet sich der Sommer anders. Sie stehen meist schon früh auf, schnappen sich die Räder und erkunden die Gegend. An anderen Tagen gehts ins Schwimmbad oder mal an einen See.
Dort freuen sie sich auf die mitgebrachte Jause und gönnen sich ein Eis.
Abends wird gemeinsam gekocht und geplaudert, dann fallen sie müde ins Bett.
An Regentagen werden die Bücher, CDs und DVDs aus der Bücherei hervorgeholt.
Manchmal gibt’s ein Picknick am Teppich, wenn es gar zu viel regnet.
Sommer: eine Zeit der Sehnsüchte, aber auch eine Zeit ohne strukturierenden (Schul-/Arbeits-)Alltag
Das Bedürfnis nach Erholung, der Wunsch nach Leichtigkeit und Lebensfreude trifft auf einen großen organisatorischen Aufwand seitens der Erziehungsberechtigten. Neun Wochen frei müssen gut geplant werden.
Familien benötigen Beziehung und Präsenz
Im Familienleben ist unter dem Jahr viel los und der Alltag massiv durchgetaktet. Die Verbindungsmomente, die so wichtig und wertvoll für die Beziehung zu unseren Kindern sind, kommen dabei oft zu kurz.
Am Beginn der Sommerferien ist folglich die Sehnsucht nach Erholung bei Eltern, Kindern und Jugendlichen groß. Erholung bedeutet auch, so sein zu können, wie man ist, sich nicht verstellen zu müssen, mit seinen Höhen und Tiefen angenommen zu werden, sich in der Familie aufgehoben und verbunden zu fühlen. Dies gilt für Eltern und Kindern.
Wie können Eltern also in den kommenden Wochen gut für sich selbst und ihre Kinder sorgen und so das Familiengefüge durch Verbundenheit stärken?
Wir haben einige Tipps für den Sommer zusammengestellt:
- Kinder und Jugendliche wünschen sich Zeit mit Eltern, Zeit mit der Familie und Geborgenheit, weil sie dadurch Sicherheit und Halt bekommen. Gemeinsame Zeit ist deshalb von enormer Bedeutung.
- Auf das psychische Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen, aber auch Eltern, können ganz einfache Dinge große Wirkung haben: ein regelmäßiger Tag-Nacht-Rhythmus, ausreichend Schlaf, ein strukturierter Alltag, Rituale wie gemeinsame Essenszeiten oder die Gute-Nacht-Geschichte, Bewegung, gesunde Ernährung, Sonnenlicht und frische Luft – zumindest einmal am Tag
- In den Sommerferien sollte der Fokus auf positive Aktivitäten und gemeinsame Erlebnisse gelegt werden. Planen Sie jeden Tag etwas ein, auf das Sie und Ihre Kinder sich freuen können – etwas, das den Alltag unterbricht und die Stimmung steigert. Das kann alles Mögliche sein: Spiele, gutes Essen, Musik, Singen, Tanzen, Vorlesen, Malen, Ausflüge, Sport, Treffen mit Freund:innen, Freibad etc. Der gemeinsame Austausch ist dabei ein Faktor für gutes Gelingen: „Was macht meinem Kind Spaß? Was bereitet mir Freude? Sind die Wünsche vereinbar? Was wäre ein guter Kompromiss?“
- Aber: Sie sind nicht der/die Alleinunterhalter/in Ihrer Kinder. Langeweile ist sinnvoll und kann kreative Prozesse anstoßen. Machen Sie deutlich, dass es auch für Sie nicht verhandelbare Fixpunkte in der Freizeitgestaltung gibt. Es ist nicht nötig, rund um die Uhr alles gemeinsam zu unternehmen. Eltern brauchen zwischendurch Erholung.
- Versuchen Sie, ohne Bewertung und Kritik zu kommunizieren. Unangenehme Gefühle und negative Gedanken sollten ernst genommen und keinesfalls bagatellisiert werden. Wichtige Bausteine eines Gesprächs sind
- die volle Aufmerksamkeit für Gesprächsinhalt und Gegenüber,
- klare Aussagen, die korrekt und verbindlich sind,
- von sich und den eigenen Gefühlen sprechen, für sich selbst sprechen,
- zu gemachten Aussagen und getroffenen Vereinbarungen stehen und
- das Verhalten des/der anderen im Zweifelsfall positiv interpretieren; dem Gegenüber Neugier, Offenheit und Respekt entgegenbringen.
- Kinder und Jugendliche sollten in den Ferien nicht mehr Zeit vor dem Fernseher, am Smartphone oder bei Computerspielen verbringen als sonst. Eine gute Balance zwischen der Zeit vor dem Computer und dem Kontakt mit „der realen Welt da draußen“ ist essenziell. Vereinbaren Sie Offline-Zeiten, die für die gesamte Familie gültig sind, zeigen Sie Interesse an den medialen Aktivitäten Ihrer Kinder und kommen Sie über Ihrer aller Mediennutzung ins Gespräch. Leben Sie vor, wie ein vernünftiger und gesunder Umgang mit Smartphone und Co aussieht.
- Reflektieren Sie Ihren eigenen Umgang mit Smartphone und Social Media: Überlegen Sie vor allem, ob es Bereiche im Wohnraum und bestimmte Zeiten gibt, die Sie zumindest eine Zeit lang "gerätefrei" machen können. Bei den Mahlzeiten sollten die Geräte unbedingt weggelegt werden. Laut einer aktuellen, amerikanischen Studie nutzten Kinder im Schnitt mehr Handys, Tablets, Fernseher und Computer, wenn die Familienmitglieder bei den Mahlzeiten auf Bildschirme schauen. Einen großen Einfluss auf die Bildschirmzeit hatte auch, ob es den Kindern erlaubt war, vor dem Einschlafen ein Gerät im Bett zu nutzen.
- Bieten Sie Umarmungen an. Kuscheln tut uns und unseren Beziehungen gut! Umarmungen sind nicht nur eine Möglichkeit, das Bedürfnis nach Verbundenheit zu erfüllen, sondern stärken das Immunsystem, reduzieren Stress und schaffen Glücksgefühle. Die Psycho- und Familientherapeutin Virginia Satir meint dazu: „Wir brauchen vier Umarmungen am Tag, um zu überleben, acht Umarmungen, um zu funktionieren und zwölf, um uns weiterentwickeln zu können.“
- Versuchen Sie, freundlich und verständnisvoll mit sich selbst umzugehen, statt sich selbst zu kritisieren und abzuwerten. Wesentlich ist zudem, eigene (Ver-)Stimmungen wahrzunehmen und zu akzeptieren. Hilfreich könne sein, sich Zeit zu nehmen, um sich selbst zu fragen „Wie geht es mir gerade?“ Es ist in Ordnung, sich überfordert, gestresst, einfach müde oder lustlos zu fühlen. All diese Gefühle dürfen sein. Gestehen Sie sich und Ihren Kindern auch unangenehme Gefühle zu. Sprechen Sie darüber und finden Sie gemeinsam heraus, wie jede:r von Ihnen wieder zu Kräften kommen kann.
- Wenn Sie merken, dass die eigene Beziehung, die berufliche Situation etc. Sie über die Maßen beschäftigt, Ihnen den Schlaf raubt, Sie unausgeglichen und unfair den Kindern oder der Partnerin bzw. dem Partner gegenüber werden lässt, dann holen Sie sich Unterstützung. Sie müssen es nicht alleine schaffen!
- Vertraulich und kostenlos ist die TelefonSeelsorge unter der Nummer 142 rund um die Uhr erreichbar. Wir haben Zeit für Ihre Anliegen, wir geben Ihren Sorgen Raum. Wer lieber schreibt, kann sich an die kostenlose Mail- und Chatberatung wenden: www.onlineberatung-telefonseelsorge.at.