Der Mann mit dem Hammer
Kennen Sie die Geschichte von dem Mann, der einen Hammer ausleihen wollte?
Diese stammt aus dem Buch „Anleitung zum Unglücklichsein“ von Paul Watzlawick, ein österreichischer Philosoph, Psychotherapeut und Kommunikationswissenschaftler, der uns mit seinen Geschichten vor Augen führen will, was wir Menschen täglich gegen unser mögliches Glück tun.
Eine Geschichte zum Schmunzeln: „Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Vielleicht hat er die Eile nur vorgetäuscht und er hat was gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts getan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht´s mir wirklich. Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch bevor er "Guten Tag" sagen kann, schreit ihn unser Mann an: "Behalten Sie Ihren Hammer".
Wenn Menschen zu mir in die Psychotherapie kommen und wir an zwischenmenschlichen Konflikten arbeiten, dann greife ich zur ersten Erklärung ganz gerne das einfache ABC- Modell von Albert Ellis auf, welches die Entstehung von Emotionen und Verhaltensweisen gut veranschaulicht. Und dieses ABC- Prinzip lässt sich ganz gut an Watzlawicks Hammer-Geschichte ablesen. Diese Geschichte gebe ich gerne zum Nachdenken mit.
Der Philosoph Epiktet sagte nämlich einst "Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben."
Unser Verhalten wird von unseren Gedanken und Gefühlen gesteuert/beeinflusst, es ist quasi ein Wechselspiel und es bedingt sich alles gegenseitig. Warum reagiert Peter in derselben Situation mit dem lästigen Kollegen genervt, Markus aber vollkommen gelassen? Es liegt u.a. an der Bewertung (=B) zwischen Situation/Auslöser (=A) und den Konsequenzen, also wie wir uns fühlen und wie wir uns verhalten bzw. handeln (=C).
Der Psychologe Ellis ging in seinem Modell davon aus, dass nicht allein ein äußerer oder innerer Reiz zu Gefühlen oder Handlungen führt, sondern dass es einen Zwischenschritt geben muss, der uns Menschen aber meist nicht bewusst ist.
Wenn uns zum Beispiel eine bestimmte Situation oder ein Verhalten einer anderen Person immer wieder aufregt oder traurig macht, also wenn ein Auslöser (=A) immer zur selben Emotion (=C) führt, dann hätten wir keinen Handlungsspielraum. Wenn dazwischen aber eine Bewertung stattfindet, gibt es eine Veränderungsmöglichkeit. Mit Bewertung sind z.B. Gedanken gemeint, die uns durch den Kopf gehen, und eben Gefühle auslösen können, wie im Hammer-Beispiel „Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will?“ usw. Aber auch wie wir geprägt wurden, welche Erfahrungen wir schon gemacht haben oder ähnliches, sollte mitgedacht werden.
Ich überlasse Ihnen, wie Sie die Hammer-Geschichte interpretieren ;)