„Ich will niemanden zur Last fallen“
Eine gute Freundin von mir leidet unter Depressionen. Schon seit Jahren. Immer wieder holt sie diese Krankheit mit all ihren Belastungen und dunklen Gedanken und Stimmungen ein. Sie nimmt therapeutische Hilfe in Anspruch. Sie nimmt auch Medikamente. Und sie weiß, wo ihre Kraftquellen liegen. Sie findet sie in den Beziehungen zu ihrer Familie und Freunden, in ihrer Liebe zur Beschäftigung in ihrem Garten; in ihrem Talent zum Malen.
Und trotzdem gibt es Zeiten, wo sie ihr Leben schwer aushält und ihr Leid groß ist. Sich dann jemanden mitzuteilen, gelingt ihr oft kaum
„Ich will niemanden zur Last fallen“, sagt sie und verkriecht sich. Und ihr Leid wird so auch nicht kleiner. In einem Gespräch neulich konnten wir gut darüber reden und der Logik oder auch Un-Logik dieses Gedankens nachgehen.
„Natürlich will ich für dich da sein und bitte melde dich“, sagte ich zu ihr, aber gleichzeitig musste ich auch zugeben, dass das Grenzen für mich hat. Zeitliche und persönliche Grenzen.
Schließlich einigten wir uns darauf, dass sie sich immer melden kann und soll und dass ich bei mir immer gut nachschauen werde, was ich ihr an Zeit und Kraft anbieten kann. Um gemeinsam mit ihr ihre Krankheit zu ertragen und auszuhalten und sie durch die schweren Zeiten, die immer wieder kommen, zu begleiten.
Das probieren wir jetzt aus.