Persönliche und globale Krisen
Im Laufe unseres Lebens sind wir immer wieder mit kritischen Lebensereignissen konfrontiert. Sei es der Beginn des Studiums, die erste eigene Wohnung, eine Trennung von Partner oder Partnerin, der Einstieg ins Berufsleben, eine Kündigung, die Pensionierung, Verlust von Angehörigen … Neben diesen persönlichen Krisen, aus denen wir oft selbst herausfinden und daran wachsen können, gibt es aber auch globale Krisen, deren Lösung nicht in unserer Macht als Einzelner liegt.
Mit so unüberschaubaren Problemen wie der Klimakrise oder dem Ukrainekrieg umgehen zu können, ist für viele Menschen nicht leicht. Man fühlt sich machtlos, ausgeliefert, verspürt Unverständnis für die Handlungen anderer, die man nicht kontrollieren kann. Wie geht man mit dieser Hilflosigkeit um und wie kann man ein Gefühl der Kontrolle, zumindest teilweise wiedererlangen?
Selbstfürsorge ist für mich persönlich einer der wichtigsten Punkte. Ich fokussiere mich auf Dinge, die ich kontrollieren kann, versuche solche globalen Krisen in Teilprobleme herunterzubrechen. Ich überlege, welchen Beitrag ich als einzelne Person leisten kann. Die eigene Selbstwirksamkeit zu steigern, indem man sich bewusst macht, was man selbst tun und erreichen kann, ist für mich eine wichtige Ressource in Krisenzeiten. Zu erkennen, dass auch ein noch so kleiner Beitrag wichtig ist, spendet mir dann Hoffnung und Kraft. Sich ehrenamtlich zu engagieren, zu informieren, was man als Individuum für unsere Umwelt tun kann, andere darin unterstützen und zu bestärken einen Beitrag zu leisten, sind Möglichkeiten. Gleichzeitig ist es wichtig, zu akzeptieren, dass man solche Probleme nicht für die gesamte Welt lösen kann, auch wenn man das Gefühl hat, genau zu wissen, was zu tun wäre. Das kann frustrierend sein, ist aber eine Tatsache, der man sich stellen muss.
Genauso wichtig ist es, aufkommenden Gefühlen der Angst, Stress und Überwältigung Raum zu geben. Wenn diese Gefühle Platz in einem Gespräch mit der Freundin, dem eigenen Tagebuch, einer Meditation oder einem Gebet finden, können wir besser damit umgehen. Globale Krisen gehen leider nicht von heute auf morgen vorüber, deshalb sollten wird das auch nicht von unseren eigenen Gefühlen verlangen.
In Zeiten, in denen die Medien nur so von dramatischer Berichterstattung protzen, ist es wichtig, seinen Medienkonsum und die Auseinandersetzung mit so aufwühlenden Themen bewusst zu begrenzen. „Abschalten, um abschalten zu können“, lautet hier die Devise. Wer sich selbst ständig nur mit dem Schlimmsten, was auf der Welt passiert, auseinandersetzt, braucht sich nicht wundern, wenn er das Gefühl hat, er müsse allein die Welt retten. Sich ständig nur mit dem Leid anderer zu konfrontieren, hilft keinem, sondern schadet der eigenen Psyche. Sich abzulenken und den Fokus auch auf Positives aus dem eigenen unmittelbaren Leben zu richten ist also definitiv erlaubt und bedeutet nicht, dass man nicht empathisch wäre.
Eine gute Mischung aus Selbstfürsorge, sozialer Unterstützung und Zurückerlangen der Kontrolle, indem man selbst ein Stück weit aktiv wird, ist auch in globalen Krisenzeiten wichtig und hilft uns, auch in schweren Zeiten klarzukommen!