Und schon wieder die Erkenntnis: „Reden hilft.“
„Meistens belehrt erst der Verlust uns über den Wert der Dinge.“ (Arthur Schopenhauer)
Das Positive im noch so Schlechten erkennen zu können bedeutet für mich innere Stärke, und auch Hoffnung, Zuversicht und Vertrauen in ein Leben zu haben, das uns immer wieder vor Herausforderungen stellt.
Wenn unerwartet ein Verlust über uns Menschen hereinbricht, zieht es uns den Boden unter den Füßen weg. Wir stellen uns vielleicht Fragen:
- „Warum ich?“
- „Wie kann das sein?“
- „Habe ich etwas falsch gemacht, bin ich schuld?“
Aber auch: Wie geht Trauer überhaupt?
Ich bin gerade dabei, es für mich herauszufinden. Der Schock und die furchtbare Nachricht sind erst ein paar Tage her. Anfangs stellte ich mir die oben genannten Fragen, aber eben auch, wie trauere ich denn nun am besten? So etwas Schreckliches ist mir noch nie widerfahren.
Ich konnte schon erkennen, dass es um den gegenwärtigen Moment geht. In der einen Stunde überschwemmt mich Trauer und Verzweiflung, in der anderen geht es mir ganz gut. „Darf es mir überhaupt gut gehen?“ Ich beantworte mir die Frage mit Ja.
Trauern ist eine normale Reaktion des Menschen auf einen Verlust und hat viele Erscheinungsformen bzw. Phasen: Verzweiflung, Wut, Hoffen auf ein Wunder, Leere, Kraftlosigkeit, Taubheit, Leugnung usw. Für mich ist es wichtig, zu versuchen, das Widerfahrene anzunehmen und zu akzeptieren. Schritt für Schritt.
Besonders in Zeiten von Verlusten und Schicksalsschlägen ist es wichtig, besonders achtsam in sich hineinzuspüren. Was brauche ich? Was oder wer tut mir gut? Wo muss ich vielleicht Grenzen ziehen?
Die Sache mit dem Trauerprozess ist die: Es gibt kein richtig und falsch. Während die einen das Haus nicht verlassen, benötigen die anderen Ablenkung und Aktivität. Es gilt: Alles was einem gerade tut gut, darf sein.
Eine weitere Sache beim Trauern ist oft die Schuld-Frage: Wir Menschen neigen dazu, immer einen Grund oder eine Erklärung finden zu wollen. Manchmal finden wir diesen aber nicht, weil es ihn auch nicht gibt. Hier geht es wiederum das Annehmen und die Akzeptanz und den Versuch einen Umgang mit dem Unerklärlichem zu finden.
Im privaten Umfeld habe ich die Erfahrung gemacht, dass Reden hilft, aber gut gemeinte Ratschläge von Freunden verursachen manchmal mehr Kummer, als dass sie einem guttun. „Steh auf und geh raus, das tut dir gut.“ Mein Gedanke: „Ja, kann sein, aber ich bin NOCH nicht so weit. Ich fühle mich kraftlos und möchte mich nicht bewegen. Lass mich!“. Manchmal werde ich auch mit Theorien zur Schuldfrage überschwemmt. Mein Gedanke: „Das hilft mir nicht. Ich will es nicht hören!“ Hier wieder mein Stichwort: Grenzen zu ziehen ist ok!
Meine Herangehensweise als Beraterin am Telefon ist, das Leid der Person erstmal zu würdigen, den Verlust abzuklären, aber auch versuchen, zu verstehen und in einem gemeinsamen Prozess herauszufinden versuchen, was hilfreich sein kann und was wieder ein bisschen Licht in den Schatten bringen kann.
Wenn die Person in der Leitung dann am Ende des Telefonats etwas mehr Licht sieht als vorher, dann ist das ein gutes Gefühl für uns Berater*innen. Und wieder der Gedanke in meinem Kopf: „Reden hilft!“