Vom Vermissen
Anfang November haben wir das Fest Allerseelen gefeiert.
All die brennenden Kerzen erzählen von vermissten Personen, die verstorben sind.
Für vermisste Menschen, die sich auf andere Weise aus unserem Leben verabschiedet haben, brennen keine Kerzen.
Eine Freundin leidet seit einem Jahr darunter, dass ihre Tochter den Kontakt zur Familie abgebrochen hat, weil sie ganz anders leben will. Eine andere sieht die Enkelkinder und die Tochter seit Jahren nicht, obwohl sie quasi um die Ecke wohnt.
Kinder vermissen Väter oder Mütter, die die Familie verlassen haben.
Der Schmerz um Verstorbene wird kultiviert und wird mit Erinnerungstagen, Gottesdiensten und dem Fest Allerseelen anerkannt und gefeiert.
Was ist mit den anderen, die so schmerzlich jemanden vermissen und immer nach dem Warum und dem Wozu fragen?
Gerade an grauen Novembertagen kann es guttun, Rituale rund um das Vermissen zu gestalten: eine Kerze anzünden, Fotos hervorkramen, einen Brief an die vermisste Person schreiben – und das ist immer möglich, egal, ob der Mensch lebt oder nicht.