Wenn alles zu viel wird ...
Viele Menschen kommen in ihrem Leben einmal an den Punkt, an dem es zu viel wird, manche Menschen befinden sich in derartigen Ausnahmesituationen, dass sie auch über Suizid nachdenken.
Auch wenn es schwierig ist, hilft es, über Suizidgedanken zu reden und sie auszusprechen. Manchen Menschen fällt es etwas leichter, über ihre Situation zu sprechen. Oft erreichen uns in der Telefonseelsorge Anrufe und wir bekommen erzählt, dass der/die Anrufer*in so nicht mehr leben möchte. So nicht mehr Leben zu wollen, das kann verständlich und nachvollziehbar sein - bietet aber auch die Chance für Veränderung. Was kann sich tun, damit sich diese Situationen, dieses so-leben-müssen, verändert? Im Gespräch kann dann darüber nachgedacht werden, was dieses so ausmacht und wie die Anrufer*innen etwas daran verändern können.
Für viele Menschen ist es eine große Hürde, überhaupt jemanden die eigenen Suizidgedanken anzuvertrauen. Manchmal werden Suizidgedanken umschrieben mit „schlimme Gedanken“, „komische Gedanken“ oder „Habe manchmal so eigenartige Vorstellungen…“, Erst durch vorsichtiges Nachfragen, Herantasten und Verstehen, erfahren die Berater*innen dann, was es wirklich mit den „komischen Gedanken“ auf sich hat.
Manchmal ist es für die Anrufer*innen aber auch sehr entlastend, wenn die Suizidgedanken angesprochen werden, in einem geschützten Rahmen und vertraulich. „Wollen Sie damit sagen, dass Sie sich das Leben nehmen wollen?“ Dieser Satz kann Menschen mit latenten Suizidgedanken richtig wachrütteln: „Ja, ich habe schon öfters daran gedacht.“ oder „Nein, nein, so schlimm ist es nicht.“ Für Menschen mit akuten Suizidgedanken kann dieser Satz erleichternd sein. Möglicherweise fühlen sie sich gerade durch das Ansprechen verstanden. Akute Suizidgedanken dürfen ausgesprochen werden, ohne dass das Gegenüber beschwichtigt: „Aber geh, wird ja nicht so schlimm sein…“ oder überreagiert: „Du musst sofort zu einem Arzt, in die Psychiatrie, …“ Das sind Aussagen, die oft gut gemeint sind, manchmal aber nicht die Realität oder das Erleben des Anrufenden einfangen.
Dieses Aussprechen-Können ist bereits ein erster Schritt in der Suizidprävention. Wenn jemand seine Suizidgedanken (akut oder nicht) einfach einmal formulieren darf, wenn dafür im Kontakt mit einem Du auch Platz ist. Erst wenn die Suizidgedanken einmal ihren Raum bekommen haben, kann in aller Wertschätzung und Behutsamkeit darüber gesprochen werden, wie es dazu gekommen ist, was Betroffene dagegen tun können, wer oder was helfen kann.