„Sommer-Zeit“
Endlich Sommer! Diese Worte wecken in mir jedes Jahr wieder Sehnsüchte und Assoziationen wie Urlaub, Reisen, Liegestuhl, Entspannung, Entschleunigung, Romantik, Genuss und Freude.
Die meisten Assoziationen zum Begriff ‚Sommer‘ sind überaus positiv besetzt und begeistern uns. Andere Begriffe regen an, zu reflektieren und machen still und eher nachdenklich. Was auch immer uns dabei einfällt, es hat mit Raum, Zeit und Bewegung zu tun. Der Begriff ‚Sommer‘ scheint dabei für all das zu stehen, was man gerne unterm Jahr getan hätte, aber aus irgendwelchen Gründen dann doch nicht möglich war – man schiebt es auf. Für passendere oder bessere Zeiten sozusagen?
Vielleicht könnte man den Begriff ‚Sommer‘ vergleichen mit einem privaten Ordner, wo Teile unseres Lebens, unserer Träume und unser Verlangen wie Dokumente oder Notizen abgelegt werden. Meistens geschieht das nebenbei, vermerkt mit dem Label ‚später‘. Also einen temporären Ordner, Lagerraum oder Ruhestätte? So ein Lebens-Ablagesystem scheint kurz- und mittelfristig sehr praktisch zu sein, damit wir unseren Alltag „ungestört“ (wie gewohnt, ohne uns neu orientieren zu müssen) verbringen können. Gerade wenn es sich um Situationen handelt, wo die Realität sich nicht mit unseren Erwartungen, Wünschen oder Vorstellungen deckt.
In Gesprächen höre ich oft Aussagen, die von einer Bewegung ‚weg von‘ oder ‚hin zu‘ reden. Der Wunsch nach Veränderung wird deutlich spürbar und im Gespräch geht’s immer um die Vergangenheit. Mit anderen Worten, sich weg zu bewegen, wenn wir könnten. Eine Bewegung, die weg-führt vom Alltäglichen und der Routine, weg von Zuhause, weg von der Arbeit, weg vom Alltag, weg von den Sorgen und weg vom Alltagstrott ist immer auch eine Bewegung, die hinführt zu etwas Neuem, hin zum Abenteuer, zum anderen Menschen oder zu mir selbst.
Man könnte sagen, dass zwischen dem, was ist und dem, was sein soll der eigentliche Lebens- und Gestaltungsspielraum liegt. Ein Raum balancierend zwischen diesen beiden Polen ist dynamisch und voller Energie und Bewegung. Viktor E. Frankl spricht davon in seinem Buch ‚Theorie und Therapie der Neurosen‘ von einem Spannungsbogen zwischen Sein und Sollen. Es geht also darum, diese Spannung auszuhalten und für sich zu nutzen - anstatt ihr hinterher zu jagen. Den Begriff ‚Sommer‘ könnte man somit auch noch um einen logotherapeutischen Aspekt ausweiten, TROTZDEM ‚hin zu‘ einem sinn- und würdevollen Leben.
Was es dazu braucht, ist eine sogenannte „Initialzündung“, eine persönliche Entscheidung im Hier & Jetzt anzufangen, den „Ordner/die Ablage“ zu öffnen und hinzuschauen – das schon lange Aufgeschobene in Angriff zu nehmen. Gönnen Sie sich hin und wieder Zeit, um Ihren geheimnisvollen „Sommer-Ordner“ aufzuräumen. Sie sollten auf jeden Fall auf die eine oder andere Überraschung gefasst sein, denn auch in unserem privaten Dateiordner entwickeln sich die Dinge mit der Zeit zu einer Ressource und Inspiration. Es kann dabei sogar auch ein neuer Blickwinkel auf unser Leben entstehen. Wenn Sie sich entscheiden, die Sommersonne reinzulassen, die jeden Winkel durchleuchtet, dann finden Sie neues Leben, neue Hoffnung und neue Inspiration um Ihren Lebensweg weiter zu einem erfüllten, zu-frieden-en Leben zu gehen.
Der Sommer ist da!