Auf der Suche nach der Dankbarkeit
Dankbarkeit ist auf der einen Seite ein Gefühl und auf der anderen Seite eine Haltung, die ich persönlich liebe und immer wieder kultiviere.
Oft ist sie spontan spürbar: Blüten im Garten, ein Lufthauch, ein Duft, ein Gespräch, ein Lächeln, eine Berührung, ein Anruf, ein Stück Schokolade im Mund, … und das Gefühl multipliziert sich, wenn man darüber spricht, die Freude in Gesprächen teilt und verstärkt.
Andererseits schwappt mir in manchen Gesprächen eine Welle entgegen, die so voller Klage ist, darüber, dass alle anderen schuld sind und Nichts zu ändern ist. Wenn ich das höre, bleibt mir manchmal die Luft weg. Ich überlege dann, was helfen könnte und suche nach Kleinigkeiten, die Anlass dazu geben, dennoch dankbar zu sein: Das kann ein Tier sein, das guttut, oder die Erinnerung an die Oma, die anders war, die lieb war und Trost geschenkt hat. Wenn wir gemeinsam so ein Dankbarkeits-Puzzleteil finden, wird die Stimme fester, es gibt vielleicht sogar ein hörbares Lachen und es entsteht Hoffnung im Raum.
Letzens sagte mir eine Dame am Telefon: „Ich brauche heute ganz viel Trost. Lassen Sie uns über das Reisen sprechen! Welches Land lieben Sie?“ Wir haben dann über Spaziergänge am Meer gesprochen, haben die Wellen gehört und die Morgensonne im Rücken gespürt. Dann hat sie von ihren zukünftigen Reiseplänen erzählt mit sehr viel Freude in der Stimme. Dabei sitzt sie im Rollstuhl und ihr Leben ist alles andere als einfach. Aber diese 20 Minuten war sie auf Reisen.
Ein schöner Anlass zur Dankbarkeit.