Achtsam, bin ich das von Natur aus?
Achtsam sein, wie mache ich das eigentlich? Oder bin ich das von Natur aus? Kann ich das immer sein? Oder ist das einfach ein Geschenk?
Oft debattiere ich mit meinem Mann, wenn er sagt: „Das hab´ ich nicht gesehen.“, oder: „Ich lese, da höre ich doch nichts.“
Ich lese auch, und höre doch. Ich höre viel, kann nicht so leicht „wegschalten“. Sogar jetzt, wenn ich da sitze und tippe, höre ich hinter mir den Film, höre Columbo ermitteln und die Uhr ticken, spüre, dass meine Füße kalt werden - und bin trotzdem ganz wachsam beim Thema.
Ist das achtsam? Habe ich da „mehr“ als andere? Oder vielleicht sogar zu viel?
Vielleicht ist das so. Und manchmal braucht mein Kopf, brauchen meine Ohren, meine Augen Pause, Stille, Erholung. Am liebsten beim Gehen. Gehen, in der Natur, sehen, riechen, durchatmen. Am allerliebsten am Meer, aber auch hier, direkt vor der Haustür, in meiner nahen Umgebung.
Auch wenn es mir mal nicht gut geht, wie damals nach der Augen-OP, da bin ich gegangen und gegangen, auf einem ruhigen, sicheren Weg in der Nähe. Er ist zu meinem „Freiheitsweg“ geworden.
Eine Anruferin fällt mir ein, deren persönliche Therapie das Gehen ist. Nur selten benützt sie öffentliche Verkehrsmittel. Auch bei den Telefongesprächen höre ich, dass sie gerade in einem Park oder an einer befahrenen Straße unterwegs ist.
Andere gehen gar nicht mehr aus dem Haus, lassen sich alles zustellen und schaffen es nicht, Pizzaschachteln und Flaschen zu entsorgen. Die Stimme ist schwach, der Blick verstellt. Spüren sie sich überhaupt? Es ist schwierig, da durchzudringen. Manchmal gelingt es mir, sie aus dem Haus zu locken mit dem Angebot, es doch zu versuchen und danach noch einmal anzurufen.
Und oft ist die Stimme danach lebendiger, froher und das Gespräch bekommt eine andere Qualität.