„Man muss sich von sich selbst nicht alles gefallen lassen!“
Krise, das ist ein Wort, das uns täglich mehr als einmal begegnet. Zurzeit, oder besser gesagt, schon seit einem Jahr gibt es eine Krise, die uns alle ausnahmslos beschäftigt: die Corona-Krise. Diese Krise schafft es, uns alle sozusagen in ihren Bann zu ziehen, mit all den Krisen, die sie für die einzelnen Menschen bedeutet.
Aber es gibt natürlich Krisen, die nur einzelne von uns betreffen. Jeder Mensch kann im Laufe seines Lebens in eine oder mehrere Krisen kommen. Die Auslöser für eine Krise sind da ganz unterschiedlich. Das kann der Tod eines nahestehenden Menschen sein, eine körperliche oder psychische Erkrankung, Trennung vom Partner oder von der Partnerin, Jobverlust, finanzielle Krisen und viele andere Schicksalsschläge, Ängste oder Sorgen.
Eine Krise durchläuft mehrere Phasen: Schock; Ablehnung; rationale Einsicht; emotionale Akzeptanz; Lernen mit der Situation umzugehen; Erkenntnis, dass Veränderung auch etwas Gutes sein kann und die Integration der Krise ins Leben.
Posttraumatisches Wachstum ist, wenn Menschen diese Phasen durchlaufen und sich nicht nur von einer Krise erholen, sondern nach einer gewissen Zeit eine höhere geistige und seelische Reife erreichen. Gestärkt aus der Krise hervorgehen, an einer Krise wachsen sind also nicht nur Floskeln.
Aber so individuell jeder Mensch ist, so individuell ist auch die Krisenverarbeitung. Da gibt es kein Patentrezept. Manche Menschen schaffen es, schneller aus der Krise zu kommen, andere Menschen brauchen ein bisschen länger. Meine Erfahrung dabei ist, dass das Leid von Menschen, die sich in einer Krise befinden, auch gewürdigt werden sollte. Dieses Leid braucht einen Raum und Zeit. Erst dann kann wieder nach vorne geschaut werden – auf ein Ziel, wohin man nach der Krise kommen will, auch wenn das zum aktuellen Zeitpunkt noch völlig unmöglich erscheint.
Menschen besitzen Fähigkeiten, die oft erst zu Tage kommen, wenn sie schwierige Lebensbedingungen bewältigen müssen: Das kann der Mut sein, der sich der Angst stellt; das Vertrauen in das eigene Handeln; die Veränderung der Einstellung zum Geschehenen; sich den Blick auf das Gute bewahren; einen Sinn in der Krise finden; sich selbst, andere Menschen, Tiere und die Natur bewusst erleben; sich einer Aufgabe völlig hingeben; hinnehmen, was nicht zu ändern ist.
Erlauben Sie dem Leben, dass es sich verändert und erlauben Sie sich selbst, sich zu verändern!
„Man muss sich von sich selbst nicht alles gefallen lassen!“ Dieses Zitat von Viktor Frankl meint, dass Menschen sehr wohl in der Lage sind, das eigene Verhalten an die Außenwelt anzupassen, flexibel auf neue Situationen zu reagieren und bestehende Lebenskonzepte entsprechend zu erweitern oder abzuändern – um eine neue Weltsicht zu bekommen.
In dieser Phase des Lebens ist es gut, wenn man sich anderen Menschen mitteilen oder sich mit ihnen austauschen kann,wenn man jemanden hat, der oder die einen begleitet und einfach da ist. Das können auch Gespräche mit der Telefonseelsorge oder das Schreiben über die Onlineberatung per Mail oder Chat sein. Gerade in dieser Zeit, in der persönliche Kontakte durch die Corona-Maßnahmen sehr eingeschränkt sind, bieten das Telefon und der Computer eine wirkliche Alternative. Scheuen Sie sich nicht davor, Hilfe in Anspruch zu nehmen!