Wie damit umgehen?
Die augenblickliche Situation der Unsicherheit erzeugt in vielen eine andauernde Spannung, auch körperlich. Wie damit umgehen?
Manchen Menschen hilft Bewegung, um die Spannung körperlich abzubauen, sei es beim Gehen, beim Ordnen und Putzen, bei Yoga oder am Hometrainer. Andere setzen sich für ihre Mitmenschen ein, sie versuchen, sie in dieser Zeit zu unterstützen.
Wer eher am Land wohnt und das Alleinsein liebt, kann die Bedrohung durch Covid-19 zeitweise fast vergessen. Aber auf dem Weg ins Geschäft ist dann plötzlich alles wieder da: Mund-Nasenschutz, Hände desinfizieren, großer Abstand, Unbehagen, Vorsicht. Auch der Blick in die Nachrichten kann beklemmend sein. Wo ist Sicherheit?
Wir erfahren, wie zerbrechlich unser Leben ist.
So wie vor kurzem am Telefon die ältere Dame, die mutlos, resigniert, und perspektivenlos war. Ihr Mann, den sie schon länger pflegt, musste ins Krankenhaus, 30 km entfernt.
„Was, wenn er stirbt? Und ich sehe ihn nie mehr? Was dann?“
Ich überlegte mit ihr, wie sie ihn besuchen könnte, um ihm nahe zu sein.
Ansonsten gab es in ihrem Leben nämlich niemanden, den sie fragen und um Hilfe bitten hätte können, weder Verwandte, noch Bekannte oder Nachbarn. Es stellte sich heraus, dass sie mit allen „zerkriegt“ war.
Gelegentlich gehen meine Gedanken seitdem zu ihr und ich frage mich, wie das passieren konnte. Wo war der Bruch, wo der Einstieg in die Isolation?
Immerhin konnte die ältere Dame einen ersten Schritt tun und sich bei der TelefonSeelsorge jemandem anvertrauen. Auch, wenn nicht jedes Problem gelöst werden kann, bin ich überzeugt, dass Reden hilft. Besonders in der derzeitigen Situation von Unsicherheit, Spannung und Isolation, erscheint es mir wichtig, den Austausch mit anderen zu suchen. Sei es über Telefon, Chat, Briefeschreiben, oder den guten alten „Plausch“ über den Nachbarszaun.
Deshalb: Bleiben Sie in Kontakt und bleiben Sie in Bewegung. Mit Körper, Herz und Hirn.