Selbsthilfe zur psychischen Gesundheit
Letztens beobachtete ich im Garten eine Weinbergschnecke:
Sie lag auf dem heißen, trockenen Weg, mit einem Schleimpfropfen zugedeckelt. Ich habe sie hochgehoben und auf der Mauer vor mir aufs feuchte Moos gesetzt. Binnen Sekunden hat sie eine Menge Schleim produziert, um lästige Insekten loszuwerden. Sie hat ihr Haus energisch hin- und hergeworfen, alles hat geschäumt. Dann hat sie ihren Kot hinter sich gelassen und ist energisch weitergeglitten. Sie hat Fühler und Stielaugen eifrig hin und her bewegt, hat sich an Grashalmen gestärkt und ist schließlich frisch gereinigt im Gras zwischen den Sträuchern verschwunden.
Lange bin ich da gestanden und habe diesem Tierchen zugeschaut.
Kann sie für mich ein Sinnbild sein für die Selbsthilfe zur seelischen Gesundheit?
Wenn es mir mal nicht gut geht, ist Rückzug eine erste Möglichkeit: Schutz suchen, mich auf mich selbst besinnen, mir Zeit nehmen, mir Zeit geben, auf meine Bedürfnisse schauen, um zu sehen, was mir gerade fehlt und was ich brauche.
Wenn ich mich zu lange verschließe, „zudeckle“, liegen bleibe, dann geht jedoch nichts weiter. Hätte ich die Schnecke nicht auf einen anderen Platz gesetzt, dann hätte sie wohl auf den Regen oder den Morgentau warten müssen.
Wir brauchen oft auch den Impuls von außen, durch einen Anruf, ein Gespräch, damit wieder etwas in Bewegung kommt. Viele nützen das Angebot der Telefonseelsorge genau dafür.
Dieses Bild, wie die Schnecke sich eingeschäumt, gereinigt und dann alles sie Belastende hinter sich gelassen hat, wird mich wohl noch länger begleiten.
Was für ein kluges Tier.