Das Meer nach Hause holen
Mit dem Lockdown konnten wir uns recht gut arrangieren, gleichzeitig ist die Sehnsucht nach dem Meer gewachsen. Einfach am Meer sitzen, über das Wasserschauen, die salzige Luft tief einatmen, den Schreien der Möwen lauschen und dem Lachen spielender Kinder…
Am Meer entlanggehen am frühen Morgen, den Sand unter den Zehen spüren, die Ausläufer der Wellen die Füße umspülen lassen, das sanfte Rauschen von Wind und Wellen erleben, die aufsteigende Sonne genießen, die den Rücken wärmt …
Wenn ich nur daran denke, atme ich auf.
Aber was macht man, wenn das gerade nicht geht, wegen Corona oder aus anderen Gründen? Vielleicht gibt es weitere Möglichkeiten?
Die Ideen sprießen:
Da läuft doch im Fernsehen öfter ein Film, der in Cornwall spielt. Also stehe ich mit den Schauspielern an den Klippen, schaue mit ihnen in die Weite und hole mir das Meer nach Hause. Abends sitzen wir im Wohnzimmer, blättern die Fotoalben durch. „Weißt du noch, damals …?“ Bereits erlebte Reisen werden wieder präsent; ein paar Oliven und Pistazien dazu, ein schönes Glas Wein. Dann beginnen wir zu träumen, zu planen. Wir reservieren spontan ein Wochenende am Meer mit Stornomöglichkeit. Auch wenn die Reise vielleicht storniert werden muss, so bleibt uns die Vorfreude auf jeden Fall.
Als ich bald darauf beim Zahnarzt sitze und mit weit offenem Mund kaum atmen kann, taucht in mir das Bild vom Meer auf. In Gedanken gehe ich wieder am Meer entlang, spüre die Sonnenstrahlen im Rücken, den Sand unter meinen Füßen, genieße die Weite und kann mich zusehends entspannen.
Inzwischen weiß ich, welche Bedürfnisse sich für mich mit dem Meer verbinden. Es ist für mich ein Bild für Weite, Freiheit und Leichtigkeit. Allein dran zu denken lässt mich aufatmen.