Bei den Helden*innen die Eltern nicht vergessen!
Ich fahre mit dem Auto, der wöchentliche Großeinkauf steht an. Das Radio läuft, ich höre nur mit einem Ohr hin.
Plötzlich: „Wir bedanken uns bei allen Heldinnen und Helden dieser Tage, ganz besonders bei den M …“ – ich fühle mich als Mutter von zwei Kindern unter fünf Jahren gleich angesprochen und muss ein bisschen lächeln. „Das ist ja nett“, denke ich mir.
Doch der Werbespot eines Lebensmittelhändlers geht anders weiter als gedacht. M steht nicht für Mütter, sondern für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Noch einige andere Helden*innen wie die Kunden, die Lieferanten, das Pflegepersonal werden genannt, kein Wort von Müttern oder Vätern.
Leiser Ärger beschleicht mich. Fühle ich mich als Mutter in diesen schwierigen Zeiten doch auch als Heldin – ein klein wenig zumindest. Überschätze ich mich und die Leistung aller Mütter und Väter da draußen? Ist es ganz normal, dass Kindererziehung, Home-Schooling, Haushalt, Homeoffice sowie Partnerschaft schlagartig und ohne große Aufregung unter einen Hut gebracht werden?
Spätestens seit 16. März mussten wir Eltern ohne die Hilfe von Omas und Opas für Krabbelstube, Kindergarten, Schule und Hort einspringen. Ganz ohne Vorlaufzeit, ohne Einarbeitungs- oder Probephase, ohne Kündigungs- oder Rücktrittsrecht.
Stattdessen ein 12-Stunden-Tag mit nächtlicher Rufbereitschaft (in meinem Fall) und das auch noch unentgeltlich – in der Arbeitswelt wäre dieser Job „unzumutbar“ und würde sämtliche Gewerkschaften und Arbeitsrechtler*innen auf den Plan rufen.
Bei Eltern derzeit ganz normaler Alltag und keine Erwähnung im Covid-19-Heldenepos wert. Eine Ungeheuerlichkeit eigentlich, vor allem, wenn man an die vielen Ein-Eltern-Familien denkt! Hut ab vor ihren Leistungen!
„Ohne uns ginge das alles so nicht, merkt euch das!“, möchte ich allen Entscheidungsträgern*innen und Experten*innen zurufen.
Doch vielleicht fangen wir Eltern einfach bescheidener an: Hauptsache wir wissen, dass auch wir Heldinnen und Helden sind. Schätzen wir uns und unsere Arbeit wert, unterstützen wir uns gegenseitig und klopfen wir uns selbst auf die Schulter: Bis jetzt den Umständen entsprechend alles gut gemacht!
UND: Helden*innen schauen gut auf sich. Sie holen sich Hilfe, wenn es nötig ist. Reden hilft!