Die Macht der Dankbarkeit in Krisenzeiten
Eine Anruferin (84 Jahre) berichtet aufgebracht und verzweifelt, dass aufgrund der Ausgangsbeschränkungen während der Corona-Situation sie
- Angst habe, möglicherweise ihren Arzt nicht aufsuchen zu können
- sich ärgere, weil ihre Tochter sie heute vormittags noch nicht angerufen habe
- sich einsam fühle, weil ihre Enkelkinder nicht zu Besuch kommen
- verzweifelt sei, weil sie zur sogenannten „Risikogruppe“ gehöre, ...
Manches in unserem Leben entzieht sich unserer direkten Einflussnahme und konfrontiert uns mit großen Ängsten und Enttäuschungen. Dann fühlen wir uns hilflos und handlungsunfähig. Leicht kann es uns in solchen Situationen passieren, uns als „Opfer“ zu fühlen, die Kontrolle über unsere Lebenssituation an andere abzugeben und auf äußere Einflüsse nur zu re-agieren (z.B. mit Gedanken voller Angst, Ärger, Verzweiflung, Misstrauen, Neid und Schuldzuweisungen).
Dann ist es wichtig, aktiv die innere Einstellung zu ändern und unsere Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was das Leben TROTZDEM noch zu bieten hat – auf die scheinbar kleinen Dinge des Lebens. Eine positive Ausrichtung kann uns ermöglichen, im hier und heute bewusstzumachen, was nicht selbstverständlich ist.
Was ist Dankbarkeit?
- Dankbarkeit ist besonders in Krisensituationen manchmal „geistige Arbeit“
- Dankbarkeit ist das Be-mühen, über das, was uns gerade scheinbar überrollt, in aller Ruhe nachzudenken
- Dankbarkeit ist die Fähigkeit, TROTZDEM Wichtiges, Hilfreiches, Positives, aber auch Schönes erkennen zu können
- Dankbarkeit ist eine Lebenseinstellung, die unsere Widerstandsfähigkeit in Stresssituationen – unsere Resilienz - fördert.
In diesem Sinne nochmals zurück zu unserer 84jährigen Anruferin:
im Zuge des Gesprächs gelang es der Anruferin, ihre Gedanken auf die scheinbaren (aber wertvollen) „Kleinigkeiten“ zu lenken, die ihr seit dem Aufwachen TROTZDEM schon ein leises Glücksempfinden hervorlockten bzw. auf das, was ihr an diesem Tag bereits gelungen ist – hier einige Auszüge:
- dass sie sich bereits über die ersten morgendlichen Sonnenstrahlen und das Vogelgezwitscher in ihrem Garten freute - dass sie diese wunderbaren Eindrücke sehen und hören konnte,
- dass sie selbständig aufstehen und ihre Morgentoilette erledigen konnte (und ihr Äußeres eigentlich noch dem einer echten „Dame“ entspräche - hier musste sie sogar etwas schmunzeln)
- dass ihre selbst gemachte Marillenmarmelade vom Vorjahr ausgezeichnet schmeckte
- dass sie beim Frühstück im Radio zufällig ihren Lieblingsschlager hörte …