Es kommt etwas Neues
Es gibt nicht vieles im Leben, das uns so schwerfällt wie eine Trennung oder ein Abschied. Den meisten Trennungen folgt zunächst eine Zeit, die vor allem mit Organisatorischem gefüllt ist und somit vom Schmerz, der mit Abschied und Trennung einhergeht, etwas ablenkt.
Im Oktober starb meine Oma, danach mussten wir uns um die Beerdigung kümmern, alles was dazu gehört: Sarg, Chor, Essen, Blumen usw. Nach der Beerdigung räumten wir ihre Wohnung aus und mussten die unterschiedlichen Säcke entsorgen. Erst Wochen danach merkte ich bei einem Besuch in ihrer alten Wohnung, dass die Trauer nicht mit den Säcken weggeworfen wurde, sondern das wohl noch ein längerer Prozess sein würde. Dennoch, der der erste Schock war überwunden, auch mit Hilfe des organisatorischen Krams.
Schon etwas länger her ist die Trennung von meinem Freund. Auch da waren die ersten Wochen davon geprägt, alles zu organisieren. Seine Sachen in meiner Wohnung zusammensammeln und übergeben, meine Dinge aus seiner Wohnung abholen, gemeinsame Freund*innen über die Trennung informieren, eine Lösung für das Theaterabo finden (wer geht nun hin und mit wem oder doch gemeinsam?). Und auch in dem Fall war im Nachhinein klar, dass dieses Organisieren über den ersten Schock hinweghalf. Aber die Trauer kam und auch die Zeit danach und ...
Ja, genau UND! Die zentrale Erfahrung ist, dass, wenn das Organisatorische geschafft ist, die Trauerarbeit beginnt. Wenn die Trauer langsam (manchmal auch sehr langsam) weniger wird und das Abschiednehmen ausklingt, dann geht es weiter und vielleicht kommt manchmal auch eine Überraschung daher. Meine Überraschung war, dass meine Beziehung zu meiner anderen Oma eine neue und ungeahnte Tiefe erfahren hat, die mich nun bereichert und stärkt.