Abendessen des Dankens
Der Mann meiner Freundin Susanne ist im Oktober an Krebs zu Hause gestorben. Sie waren 12 Jahre zusammen und haben erst 3 Monate vor seinem Tod geheiratet. Dass ihr Mann zu Hause sterben konnte, war ihr ganz wichtig. Das war nur möglich, weil die Familie und das Palliativteam mit ihr die Pflege übernommen haben. Das Palliativteam begleitet in Absprache mit dem Hausarzt unheilbar kranke Menschen, die ihre letzte Lebensphase zu Hause verbringen. Es ist beratend und anleitend tätig und bietet seine Erfahrungen in der Schmerztherapie, Symptomkontrolle, Palliativpflege und psychosozialer Begleitung an. Susanne hat das Palliativteam als Angehörige in Anspruch genommen. Ihr Mann konnte zu diesem Zeitpunkt nur mehr mit großer Mühe sprechen. Sie haben nie über das Sterben und den Tod gesprochen. Manchmal war nicht der passende Augenblick dafür, dann wieder war es zu schwer darüber zu reden. Aber irgendwie hat sich alles gefügt, sagt meine Freundin.
Als Dank dafür lädt sie ein paar Freunde und Freundinnen und das Palliativteam zum Abendessen ein. Susanne sagt, es geht ihr soweit gut. Vielleicht auch deshalb, meint sie, weil sie alles getan hat, was ihr möglich war, um für ihren Mann bis zuletzt da zu sein. Und weil andere für sie da waren. Sie ist dankbar für die kleinen Auszeiten durch Spaziergänge, um wieder Kraft für ihren Mann zu haben; für die Übernahme der Körperpflege; für die Zeit, die Freundinnen und Freunde bei ihrem Mann waren, während sie ihrem Beruf nachgehen musste; für die Überlegungen mit dem Palliativteam, was in kritischen Situationen getan werden sollte und dass sie jederzeit anrufen könne, wenn es Fragen gäbe.
Während Susanne erzählt kommen ihr die Tränen. Sie hat uns zum Abendessen eingeladen. Die Trauer hat auch an diesem Abend ihren Platz. Bezahlt hat sie mit einem „Hochzeitsgeschenk“, dem Gutschein für das Restaurant. Sie sagt: „Es ist stimmig, mit euch das Geschenk einzulösen. Ich spüre meinen Mann in unserer Mitte. Ich konnte bis zum Schluss für ihn da sein und ich bin dankbar, dass euer Hilfsangebot da war.“