Der Tod eines Elternteils – eine Chance sich mit der Vergangenheit auszusöhnen
Ich war die Schwiegertochter, die alles erfüllte, was die eigene Tochter nicht erfüllen konnte und wollte. Zu sehr war diese Beziehung mit unangenehmen Gefühlen belastet. Ich erwartete Dank von meiner Schwägerin. Aber ich spürte Rivalität und Zurückweisung.
Jetzt, nach längerer Pflegebedürftigkeit ist meine Schwiegermutter gestorben. Gemeinsam haben wir ihre Wohnung ausgeräumt. In alten selbst genähten Kleidungsstücken, Trachtenhauben und Kaffeehäferln zeigten sich die schönen Seiten der Kindheit meines Mannes und seiner Schwester. Andächtig berührte meine Schwägerin verblichene Decken und Kleider und zusätzlich rückten alte Fotos die Vergangenheit in ein sehr liebevolles Licht.
Schnell merkte ich, hier ging es um die Möglichkeit, in Liebe seine Kindheit hinter sich lassen zu können. Mit viel Engagement versuchte meine Schwägerin die alten Sachen an Menschen zu bringen, die den Wert, den sie dieser Vergangenheit zumaß, annähernd schätzten. Die „Wachauer-Tracht“ meiner Schwiegermutter ist nun in einem Museum zu besichtigen! Besondere Erinnerungsstücke haben nun einen Ehrenplatz in der Wohnung meiner Schwägerin erhalten.
Durch dieses Aufräumen ist es gelungen viel Negatives in positive Gefühle zu wandeln und ich wünsche meiner Schwägerin, dass sie ihre Kindheit als Stärke für ihr weiteres Leben mitnehmen kann. Oftmals überschatten negative Erfahrungen all das Positive, das wir auch erleben durften. Und wenn wir mit dem Negativen Frieden schließen können, gelingt es uns auch die schönen Seiten in Erinnerung zu rufen und neu zu entdecken.