Vermissen und lieben
Wenn ein geliebter Mensch verstirbt, bleibt im ersten Moment die Zeit stehen. Es ist, als ob die Welt rundherum sich weiterdreht, aber ohne dass man selbst noch daran teilnimmt. Der Schock fühlt sich an wie eine Ewigkeit. Das Realisieren geschieht langsam. Die Trauer durchläuft verschiedene Phasen. Am Anfang steht das Leugnen. Wir wollen es nicht wahrhaben, wenn ein geliebter Mensch von uns gegangen ist, einfach nicht mehr da sein soll.
Wut und Fragen wie „Was wäre gewesen, wenn…?“ mischen sich hinzu. Es braucht Zeit. Zeit, um sich zu fassen und sich zu verabschieden. Man darf wütend sein, auch diese Gefühle müssen Platz finden. Und selbst mit der Zeit wird es nicht ganz gut. Wenn jemand stirbt, dann wird das nicht mehr gut. Es wird anders. Es folgen tiefe Traurigkeit, Verzweiflung und auch immer wieder Unfassbarkeit.
Das Wort „vermissen“ bekommt eine neue Bedeutung. Manchmal tut es unheimlich weh.
Doch manchmal schleicht sich ein anderes Gefühl dazu. Es ist die Liebe, das tiefere Wesen des Vermissens. Je mehr ein Mensch geliebt wurde, desto mehr vermisst man diesen Menschen nach seinem Tod. Es hilft, sich diese Liebe wieder in Erinnerung zu rufen, um das Vermissen auszuhalten. Es hilft auch, um schöne Erinnerungen hervorzuholen. Die Liebe macht den Tod nicht ungeschehen. Aber die Liebe kann den Tod überdauern. Und das darf sein. Das Gefühl des Vermissens erinnert uns an diese Liebe.