Umgang mit Trauernden nach einem Suizid
Eine Freundin erzählte mir darüber, dass sich in ihrer Nachbarschaft ein Mann das Leben genommen hatte. Er hatte sich erhängt. Alle waren fassungslos und fragten sich nach dem Warum.
Das Schwierigste aber für meine Freundin war jetzt die Frage, wie man seiner Witwe begegnen sollte, die sie fast täglich beim Hundespaziergang sah.
Der Suizid eines Angehörigen führt die Zurückbleibenden an die Grenzen der Belastbarkeit. Es gehört wohl zu den schmerzlichsten Erfahrungen, die ein Mensch machen kann und ist mit tiefer und langanhaltender Trauer verbunden.
Erschwerend kommt dazu, dass in unserer Gesellschaft über das Thema Suizid kaum offen gesprochen wird. Viele wissen nicht, wie sie mit den trauernden Menschen umgehen sollen. Und die Betroffenen tun sich schwer, über ihren Verlust zu sprechen, auch aus Scham und Angst vor Schuldzuweisungen. Manchmal ziehen sie sich deshalb auch aus ihrem gewohnten Umfeld zurück und geraten selber in eine Lebenskrise.
Ich ermunterte meine Freundin dazu, aktiv auf die betroffene Nachbarin zuzugehen und ihr ihre aufrichtige Betroffenheit und Anteilnahme zu zeigen. Ich riet ihr außerdem dazu, zu versuchen, der Nachbarin gut zuzuhören und Verständnis für ihre schwierige Situation und Gefühlswelt zu haben. Ich meinte auch, ob es vielleicht möglich wäre, kleine nachbarschaftliche Unterstützungsangebote zu machen.
Auf jeden Fall, sagte ich zu meiner Freundin, sollte sie sich durch ihre eigene Hilflosigkeit nicht davon abhalten lassen, mit der trauernden Frau Kontakt aufzunehmen. Falsch wäre es nur wegzusehen.
Für Angehörige bleibt der Suizid für lange Zeit ein beherrschendes Thema in ihrem Leben. Sie brauchen meist viele kleine Schritte, um langsam in die Normalität ihres Alltags zurückkehren zu können.
In diesem Fall war es für meine Freundin möglich, mit der Nachbarin in gutem Kontakt zu kommen und es entwickelte sich im Laufe der Zeit eine Art Freundschaft. Sie gingen jedenfalls in der kommenden Zeit oft gemeinsam mit ihren Hunden spazieren.