Ein „guter Rat“ bei alkoholkranken Angehörigen
In der Telefonseelsorge rufen immer wieder Menschen an, deren Angehörige alkoholkrank sind.
- „Mein Sohn hat Alkohol- und Spielprobleme … „
- „Mein Mann ist Alkoholiker. Betrieb und Haus stehen auf dem Spiel …“
- “Meine Frau und ich haben eine Krise. Sie hat Alkoholprobleme. Ihre Unzuverlässigkeit und Passivität machen mir am meisten zu schaffen. Wir haben drei Kinder …“
Diese Menschen schildern dann im Weiteren das meist erfolglose Bemühen, ihre Angehörigen vom Alkohol wegzubringen oder sie dazu zu drängen, eine Hilfseinrichtung aufzusuchen. Helfen zu wollen aber nicht zu können, stellt eine enorme Belastung für die Angehörigen dar.
„Wie soll ich mich verhalten? Was raten Sie mir?“ Solche und ähnliche Fragen stehen dann im Raum.
Aus der Erfahrung wissen wir, dass Menschen sich nur helfen lassen, wenn sie es selber wollen und dazu bereit sind. Wenn der alkoholkranke Mensch aus seinem Innersten heraus nicht willig ist, etwas zu ändern, sind die besten Hilfseinrichtungen - und diese arbeiten wirklich gut, kennen sich mit allen Facetten der Problematik aus und sind untereinander gut vernetzt – „hilflos“.
Der alkoholkranke Mensch muss zuerst erkennen, dass in seinem Alkoholkonsum etwas falsch läuft und dass der Alkohol zur Sucht geworden ist. Verdrängung und Bagatellisierung der Alkoholkrankheit ist ja oft Teil der Problematik. Die Einsicht ein Alkoholproblem zu haben ist der erste und vielleicht wichtigste Schritt bei deren Bewältigung. Dazu muss die Person oft erst einen absoluten Tiefpunkt im Leben erreichen. Erst wenn die Talsohle durchschritten ist, kann es wieder bergauf gehen.
„Was soll ich also tun?“, fragen die Anrufer.
Nie müde werden, alkoholkranke Menschen zu ermutigen, sich ihrem Alkoholproblem zu stellen und für den Betroffenen passende Hilfe zu suchen. Unterstützung ist wichtig, aber ebenso sollten sie ihm klarmachen, wie sehr sie unter dieser Situation leiden und dass sie gemeinsam einen Ausweg finden.
Typische Verhaltensweisen, die wir im Normalfall (chronisch) kranken Menschen gegenüber an den Tag legen, sollten hingegen unterlassen werden. Dazu gehören etwa das Abnehmen von Verantwortung, das Beschützen des Betroffenen und das Entschuldigen seiner Handlungen.
Anrufern mit alkoholkranken Angehörigen tut es gut, über ihre belastenden Familiensituationen zu reden. Wenn sie gute Zuhörer finden, fühlen sie sich verstanden und erleichtert und haben vielleicht auch neue Handlungs- und Denkimpulse bekommen. Reden hilft. Nicht umsonst gibt es auch schon Selbsthilfegruppen für die Angehörigen von Alkoholikern.