Loslassen – Gott geht alle Wege mit
Sein Kind los zu lassen ist wohl für alle Eltern eine der schwersten Aufgaben. Wenn es dann noch um ein krankes Kind geht, wird diese Aufgabe noch um ein Vielfaches schwieriger.
Immer wieder habe ich hinterfragt, warum gerade mein Kind an einer Essstörung erkranken musste. Eine Mutter kann alles für ihr Kind tun. Ich war so eine Mutter, die bereit war hundertprozentig für ihre Kinder da zu sein. Doch eines konnte ich nicht, ich konnte nicht essen für meine Tochter. Je mehr ich mich um sie bemühte, umso heftiger kämpfte sie um ihre Eigenständigkeit. Ich lernte auf schmerzhafte Weise loszulassen. Nach mehr als 20 Jahren Krankheit musste ich die Möglichkeit des Sterbens in meine Gedanken lassen. Zusehen zu müssen, wie beschwerlich und mühsam das Leben meines lieben Kindes wurde, war schlimmer als sie in Frieden gehen zu lassen.
Meine Mutter hat immer gesagt, Kinder gehören uns nicht, sie sind uns nur geliehen.
Die Verantwortung für mein Kind habe ich nun an Gott übertragen und der Gedanke, von Gott getragen zu werden, erleichtert auch mein Leben. Ich bin neugierig auf das, was noch kommt und welche Chancen in meinem Leben noch auf mich zukommen. Dass aber auch ich von einem Gott getragen werde, verbindet mich mit meiner Tochter. Irgendwann für immer.