Erfolgreich therapiert – Helfersyndrom
Auf dem Weg zum Bahnhof gehe ich hinter einer Gruppe Jugendlicher her.
Plötzlich stürzt eine entgegenkommende Radfahrerin, eine ältere Frau. Ihre Tasche fällt zu Boden und der Inhalt verteilt sich auf der Straße . Die Jugendlichen vor mir lachen und gehen fröhlich weiter. Ein einziges Mädchen kommt mir zur Hilfe und gemeinsam kriegen wir die Radfahrerin wieder fit. Am Bahnhof angekommen begrüßen die halbwüchsigen Burschen ihre Freundin mit den Worten: „Na, hast wieder dein Helfersyndrom ausleben dürfen?“.
Während der Fahrt überlege ich, was da wohl schiefläuft. Hilfsbereitschaft, die als Syndrom, als eine „Störung“ verstanden wird.
Ich denke an unser letztes Wochenendseminar in der Bank. Der Vortragende vermittelte uns: „Alles was wir tun, tun wir für uns selbst und alles was wir für andere tun, tun wir auch für uns selbst“. Mir ist schon klar, dass ich selber ein gutes Gefühl dabei hab, wenn ich etwas für andere tue. Aber doch nur, weil ich gelernt hab, dass „Helfen“ etwas Wertvolles ist und ich damit im Einklang mit meinen Werten lebe.
Ich male mir aus wie eine Welt ausschauen wird, in der man das Helfersyndrom erfolgreich therapiert hat und jeder nur auf sich schaut. Keine Welt, in der ich leben will. Lasst uns nicht auf Nächstenliebe vergessen!