Stalking aus Sicht eines Opfers
„Stalking“, juristisch „Nachstellung“ ist das willentliche und wiederholte, beharrliche Verfolgen oder Belästigen einer Person, deren physische oder psychische Unversehrtheit dadurch unmittelbar, mittelbar oder langfristig bedroht und geschädigt werden kann. Stalking ist in vielen Staaten ein Straftatbestand und Thema kriminologischer und psychologischer Untersuchungen. (Quelle: Wikipedia)
Um als Stalkingopfer kategorisiert zu werden, müssen mindestens zwei verschiedene, die Privatsphäre verletzende Verhaltensweisen berichtet werden, wobei diese durchgehend mindestens acht Wochen andauern und Angst auslösen mussten.
Opfer von Stalking können Menschen im persönlichen Umfeld, Ex-Partner, Menschen des öffentlichen Lebens, aber auch völlig unbekannte oder nur wenig bekannte Personen werden. Die beharrlichen Verfolgungen können bei Opfern zu massiven gesundheitlichen und sozialen Problemen führen.
90% der Opfer sind weiblich und rund 85% der Täter sind Männer.
Als männliches Opfer von Stalking kann ich berichten, dass es schwer ist, ernst genommen und Verständnis vom Umfeld für mein „Leid“ zu erhalten. Dadurch erstreckte sich das Stalking bei mir über einen Zeitraum von vier Jahren. In dieser Zeit kam es zweimal zu einem persönlichen Kontakt zwischen Täterin und Opfer. Die Verfolgung war in meinem Fall vor allem auf Mails, Briefe und Pakete beschränkt; ein Besuch der Täterin an meinem Wohnort verlief ohne persönliche Kontaktaufnahme.
Es dauert eine Zeit, bis man sich selbst als Opfer fühlt und den Ernst der Lage wahrnimmt. Zu Beginn der Aktionen der Stalkerin gingen die Kontaktaufnahmen noch mit viel Wohlwollen und Wertschätzung einher. Man(n) fühlt sich geschmeichelt, beantwortet Mails und grenzt sich wenig ab. Mit der Zeit steigerte sich die Frequenz und die Erwartungen an einen Kontakt wurden drängender und klar grenzüberschreitend. Trotz klarer Botschaften, dass es keinen Wunsch nach einer Beziehung meinerseits gibt, stellte die Täterin die Nachstellungen nicht ein.
Jetzt bekam ich zu spüren, wie viele Informationen über einen wirklich im Internet zu finden sind und wie einfach es ist, sich dieses Wissen zu Nutzen machen zu können.
Gefühle von Unbehagen und Ohnmacht wurden größer. Der Zeitpunkt war gekommen mich von professioneller Stelle beraten zu lassen. Die Gespräche bei einer Opferschutzstelle brachten wichtige Erkenntnisse über die Hintergründe des Stalkings, sowie Anerkennung meines Leidens, bzw. Bestätigung, dass ich mit meiner Einschätzung richtiglag. Man hat das Gefühl „selber Schuld zu sein“ und sucht die Fehler bei sich. Am Ende aber konnte ich mich davon abgrenzen und es gab gute Ratschläge und klare Verhaltensregeln, wie ich mich besser schützen kann.