Sehnsucht danach, zu lieben und geliebt zu werden
„Ich möchte lieben und geliebt werden, begehrt werden, für einen anderen einzigartig sein, ich möchte zu einem anderen gehören.“
So deutlich habe ich es noch selten ausgesprochen gehört. Aber die Sehnsucht danach, die habe ich in sehr vielen Gesprächen am Telefon gespürt und auch, wie schwer es fällt, darüber zu reden.
Bei meinem letzten Nachtdienst erzählte mir ein jüngerer Mann, seine Freundin habe vor einer Woche nach fünf Jahren die Beziehung beendet. Es passe für sie einfach nicht mehr, sie wären zu verschieden, hatte sie ihm gesagt. Sie hätten dann noch ein längeres Gespräch gehabt, beide geweint. Auch die Freundin war traurig, aber entschieden – er aber bleibe mit seiner ganzen Liebe für sie übrig und mit so vielem mehr – mit den Erinnerungen an die gemeinsame schöne Zeit, mit der erhofften gemeinsamen Zukunft, mit der Leere, die sich wie ein großes Loch vor ihm auftue. Dazu kommt die elende Frage: Was habe ich falsch gemacht? Und auch: Was wird jetzt mit mir? Wie geht es weiter? Werde ich jemals von ihr loskommen?
In der Anonymität des Telefons traut er sich über seinen Schmerz und seine Verletzung zu sprechen, sonst will er das Ganze erst mal für sich behalten. Er will sich weder Mitleid noch gutgemeinten Aufmunterungen von Freunden und Verwandten aussetzen.
Aber es tut doch gut zu reden, mit all diesen Fragen nicht alleine zu sein, zu hören, dass es in Ordnung ist, dass es weh tut und dass er deshalb nicht verrückt sei. Es wird Zeit brauchen, wie bei einer körperlichen Wunde. So ist das. Auch der Schmerz und die Trauer brauchen Platz in unserem Leben.