Was bin ich wert?
Eine Anruferin erzählt mir von ihrer Depression, besonders am Morgen leidet sie unter Antriebslosigkeit und ist kaum fähig aufzustehen.
Ein fünfzigjähriger Mann ist schon längere Zeit arbeitslos. Er hatte dem ständigen Druck an seinem früheren Arbeitsplatz nicht standhalten können und war krank geworden. Nun hat er sich schon mehrfach bei Firmen beworben und leider noch keine neue Stelle gefunden.
Eine Anruferin ist aufgrund einer Psychose in der Berufsunfähigkeitspension und kommt finanziell kaum über die Runden.
Mich berühren solche Lebensgeschichten und sie machen mich auch ein wenig hilflos. Es ist nicht viel, was ich anbieten kann. Ich spüre, dass es den Anrufern guttut, mit jemandem zu reden. Trotz therapeutischer Begleitung sind sie oft in ihrem Alltag allein und isoliert.
Dazu kommt das Gefühl, zu nichts zu gebrauchen und nichts wert zu sein, nicht am normalen gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können.
Was ist ein wertvolles Leben, frage ich mich.
Eine wertvolle Begegnung ist für mich allemal, einem anderen Menschen meine ganze Aufmerksamkeit zu schenken. Mein Gesprächspartner ist es wert, dass ich mich ihm zuwende, ihm zuhöre, mich interessiere und vielleicht damit helfe, dass er sich selbst auch wieder mehr annehmen und schätzen kann.