Achtsam zuhören
Über das Helfen habe ich mir im Laufe des Lebens viele Gedanken gemacht. Helfen, das weiß ich heute, ist dann richtig, wenn es auf Augenhöhe geschieht; wenn ich mir nicht besser vorkomme als ein anderer; wenn ich mein Gegenüber respektiere und ernst nehme und nicht glaube, dass ich besser weiß, was für sein Leben gut ist, als er selber.
Bei der Telefonseelsorge heißt helfen wollen in erster Linie: Ich höre zu, ich nehme mir Zeit, ich versuche zu verstehen, denn dann ist der andere mit all seinen Gedanken und Gefühlen nicht mehr alleine.
Wenn ich den Hörer abhebe, dann höre ich nur die Stimme der Anruferin oder des Anrufers, manchmal eine leise zögerliche, manchmal eine laute oder auch aggressive.
Manchmal braucht es eine Zeit, bis sich jemand traut, über sich zu reden: „Ich weiß gar nicht, wie ich anfangen soll“, wird dann gesagt. Andere Anrufer holen mich mit einem Wortschwall in ihren Lebensalltag hinein, so dass ich sagen muss: „Moment, bitte. Das geht mir viel zu schnell. Ich möchte doch gerne mitkommen. Lassen Sie mich sagen, was ich bisher verstanden habe.“
Helfendes Zuhören heißt, dass ich versuche, mich in den anderen hineinzuversetzen, ihn von innen her und aus seinem Lebensalltag heraus zu verstehen; dass ich innehalte, würdige, was da schon alles erduldet und geleistet wurde.
Manchmal empfinde ich ein Gespräch wie ein Rasten auf einem im Augenblick beschwerlichen Lebensweg. Manchmal können wir gemeinsam kleine Schritte überlegen. Mit Demut und Respekt möchte ich immer wieder mein Ohr schenken.