Altenpflege
Tagaus tagein diesen schweren Körper heben zu müssen, um ihn ein wenig aufzurichten, ihn drei Mal am Tag zu füttern, zu waschen und zu wickeln. Kein Danke oder Lächeln dafür zu bekommen, weil keine Energie mehr vorhanden ist in diesem kraftlosen Körper. Das ist eine der schwersten Aufgaben, die einem Menschen gestellt werden kann. Am Kräftezehrendsten ist zum einen die ständige Abrufbereitschaft, zum anderen die Konfrontation mit der Aussichtslosigkeit einer Besserung und dem Wissen um das Sterben.
Bei aller Liebe, die man für den Pflegebedürftigen hegt, man kommt an die Grenzen seiner selbst, wenn man einen Menschen für längere Zeit pflegt. Dies darf man sich ruhig eingestehen und ist keineswegs egoistisch oder kaltherzig. Aufopfernde Pflege entzieht viel Energie, macht auf Dauer schwach und kraftlos. Im schlimmsten Fall kann es beim Pflegenden bis zur Depression führen.
Die Alternative ist das Einstellen einer Pflegekraft oder in letzter Konsequenz ein Pflegeheim. Jeder Mensch hat auch sich selbst gegenüber eine Verantwortung, eine Verantwortung gegenüber dem Rest der Familie. Aus Gewissensbissen, wie „Meine Mutter war doch auch immer für mich da!“ entscheiden sich viele Menschen gegen fremde Hilfe. Der altersschwache Mensch erkennt die Belastung nicht mehr, die er für seine Umwelt darstellt. Jedoch würde er bestimmt nicht wollen von seiner Familie als Bürde gesehen zu werden. Darum muss der Pflegende eine sinnvolle Entscheidung treffen. Bei aller Liebe zu dem Angehörigen darf auch die Liebe und Fürsorge für sich selbst nicht vergessen werden!