Streit & Konflikt
Jeder Mensch besitzt einen natürlichen Sinn für Einfühlung und Empathie. Empathie bedeutet für Marschall Rosenberg, dem Begründer der gewaltfreien Kommunikation: Präsenz haben für das, was gerade Kopf und Herz bewegt, was an Gedanken, Wahrnehmungen, Gefühlen und Anliegen in der jeweiligen Situation auf beiden Seiten ausgelöst wird.
Eine einfühlsame Präsenz ermöglicht es das aufzunehmen, was andere Menschen bewegt, ohne dabei die eigenen Anliegen aufzugeben. Das ist besonders in Konflikten sehr wichtig, denn erst die Balance zwischen Aufrichtigkeit bezüglich der eigenen Anliegen und Empfindungen einerseits und der Empathie für das Gegenüber andererseits stellt die notwendige Ausgewogenheit zwischen ICH und DU her – eine wichtige Voraussetzung für die Konfliktklärung.
Die Gefühle sind die Stimme der Bedürfnisse, denn sie zeigen uns, welche Anliegen uns gerade aktuell besonders wichtig sind. Unsere Emotionen weisen uns darauf hin, ob ein Anliegen in einem ausgeglichenen, erfüllten Zustand ist oder ob es sich im Mangel befindet.
Das einfühlsame Erforschen der eigenen Beweggründe und Empfindungen heißt in der gewaltfreien Kommunikation „Selbst-Empathie“. Die Verantwortung für meine verletzten oder frustrierten Gefühle übernehme ich selbst, denn die Ursache für meine Gefühle findet sich in meinen aktivierten Bedürfnissen. Die Handlung des anderen ist dann der Auslöser für meine Gefühle, jedoch nicht die Ursache.
Die Selbst-Empathie bewährt sich beim Verstehen der eigenen Person ebenso wie auch als Vorbereitung für ein Konfliktgespräch.
Und das ist wiederum der „Ansatzpunkt“, wo wir Menschen uns begegnen können, weil wir uns da sehr ähnlich sind: Wir alle haben Gefühle, weil sich bestimmte Bedürfnisse melden. Wir alle handeln und reagieren aus diesen Anliegen heraus. Das Verständnis dafür, dass wir uns in dieser Hinsicht ähneln, kann die Chancen für ein Miteinander in einem Konflikt steigen lassen.
„Menschen sind bereit, sich zu verändern, wenn sie in ihren Anliegen und Gefühlen gehört und wertgeschätzt werden.“ (M. Rosenberg)
Eine professionelle Begleitung bei der Klärung bzw. Regelung in Konflikten bietet die Mediation. Der Mediator bzw. die Mediatorin soll
- ermöglichen, dass die MediandInnen sich in ihrer Sichtweise verstehen
- sicherstellen, dass sie einander wirklich zuhören
- die Hintergründe des Konflikts in Form von Erlebnissen, Gefühlen und Bedürfnissen aufdecken
- die Konfliktparteien wieder in Kontakt zueinander bringen
- Wertschätzung und Bedauern ausdrücken
- den Lösungsprozess anleiten bis hin zu einer konkret machbaren Vereinbarung