Umgang mit verwirrten, alten Menschen
Das „normale“ Altern bringt eine Verlangsamung fast aller Funktionen mit sich. Veränderungen im Gehirn sind bei fast allen älteren Menschen nachweisbar. Trotzdem haben viele ein relativ normales Leben. Sie sind ein bisschen langsamer und ein bisschen vergesslich. Kein Wunder – beginnen wir doch schon in den 20igern Gehirnzellen abzubauen. Eine große Rolle, wie sich dieser normale Prozess auswirkt, spielt der psychische Zustand und dieser hängt sehr davon ab, wie wir Zeit unseres Lebens mit Verlusten umgegangen sind.
Die Diagnose „Demenz“ ist nur dann zu stellen, wenn die intellektuelle Beeinträchtigung so schwer ist, dass die sozialen und beruflichen Leistungen gestört sind.
Im Leben durchlaufen wir verschiedene Entwicklungsstadien. Die Aufgaben ändern sich mit dem Alter. Ob wir sie erfüllen können oder nicht, hängt davon ab, wie gut wir die Herausforderungen in einem früheren Lebensabschnitt gelöst haben.
Wir bekommen immer wieder neue Chancen – selten gelingt es uns beim ersten Mal alles richtig zu machen und einige Aufgaben lassen sich nie abschließen. Wichtig ist, dass wir zu unseren Gefühlen und unseren Fehlern stehen und lernen damit umzugehen. Dann können wir uns immer wieder ändern, anpassen und neue Verhaltensmuster lernen.
Wenn wir unser ganzes Leben lang wichtige Gefühle ignorieren, werden sie uns im Alter einholen– und zwar dann, wenn wir die Kontrolle verlieren. Dann brechen Gefühle, die lange Zeit begraben waren, hervor.
Validation ist eine Kommunikationsmethode, die in Gesprächs- und Betreuungssituationen mit sehr alten und verwirrten Menschen helfen kann, ihren Bedürfnissen und Ressourcen näher zu kommen. Sie werden respektiert, so wie sie sind und gewinnen Sicherheit und Selbstvertrauen. Validation wurde von Naomi Feil, einer amerikanischen Sozialarbeiterin, entwickelt. Das tolle an dieser Methode ist, dass sie beiden Seiten hilft – den Betreuern und den alten Menschen.
Durch Validation können wir sehr alten, verwirrten Menschen die Möglichkeit geben, noch ein bisschen „aufzuräumen“. Menschen, die mit ihren ungelösten Gefühlen aus früheren Stadien festsitzen, kehren oft in die Vergangenheit zurück, um sie zu lösen. Sie bereiten sich auf die letzte Reise vor, davor müssen sie aber noch Ordnung machen. Sie brauchen jemanden, der ihnen zuhört und ihre Gefühle bestätigt. Wenn die überquellenden Gefühle ernst genommen und validiert werden, zerstreuen sie sich. Der Mensch setzt seinen Aufarbeitungsprozess fort und kann vielleicht in einem aufgeräumten Haus sterben.